Es ist mal wieder Ostern. Wieder einmal werden wir an den grausamen Tod eines Mannes erinnert, der seit mehr als 2000 Jahren von einem großen Teil der Menschheit als Sohn Gottes angesehen wird. Doch wie ist euer Verhältnis zu Gott? Auf der einen Seite ein wirklich eingestaubtes Thema - spricht man im Freundeskreis darüber so wird das alles schnell unter den Tisch gekehrt, verallgemeinert oder schnell das Thema gewechselt. Bei den traditionellen Bayern gehört es sich doch einfach, dass man Samstag abends oder Sonntags in die Kirche geht. Für mich persönlich war Glaube lange Zeit mit einer Pflicht verbunden, die es zu erfüllen gab. Jedoch war die Anwesenheit in diversen Gotteshäusern nur physisch - weil ich eben musste. Heute weiß ich, dass all die Pflicht wenig gebracht hat. Ich finde es sehr ehrenhaft, dass meine Eltern ihr Eheversprechen einhielten, indem sie dem Pfarrer versprachen, die Kinder christlich zu erziehen. Dabei wurden mir essentielle Werte vermittelt, die in der heutigen Welt großteils verloren gingen - ein prägender Satz: Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andren zu. Leider ist dieser Satz irgendwo zwischen Tür und Angel hängen geblieben, da egoistisches Handeln heute an der Tagesordnung steht.
Ich glaube auch, doch sehe ich täglich, wie viel Leid und Tod der Glaube über die Jahrtausende bis heute gebracht hat. Von den Ägyptern, Griechen und Römern bis hin zum heutigen IS wurde und wird Glaube sowie die "einzig wahre Überzeugung" als Vorwand für Völkermord benutzt. In vielen Glaubensrichtungen und Religionen wird gepredigt, dass die Ungläubigen sterben müssen/sollen/werden, während die glaubende Gemeinde frohlockend im Reiche des Himmels aufgenommen wird. Wie kommt man auf die Idee zu glauben, dass durch die Ermordung von Leben Leben gewonnen wird oder man dadurch einen Benefit im Himmel bekäme? Welch großartige Illusion!
Ich glaube fest daran, dass es außerhalb unseres Orbits etwas größeres, unbeschreibliches gibt, dem wir Menschen lediglich blind vertrauen können. Physiker wie Stephen Hawking konnten zwar begründen, wie unsere Erde entstand und dass das Entstehen weder mit einer Schöpfungsgeschichte noch mit irgendeiner anderen, zauberhaften Theorie zu tun hat, doch konnte auch ein kluger Kopf wie er nicht die ausschlaggebende Kraft belegen, die am Urknall verantwortlich war. Du kannst gerne all dem widersprechen und dir noch so oft einreden, dass es keine höhere Macht gibt. Vielleicht gibt es diese ja auch nicht, wer weiß! Ich bin mittlerweile in der ein oder anderen Kirche, Mosche, Tempel und Synagoge auf dieser Weltkugel gewesen, begeistert von den architektonischen Meisterleistungen, habe gesehen welche Mystik und auch welcher Frieden in den Häusern des Glaubens ist - doch schau ich abends in die Tagesschau sehe ich, wie sich Menschen gegenseitig wegen des Glaubens umbringen. Ich schäme mich dafür, in einer eigentlich so zivilisierten Welt zu leben, die doch von ihrer barbarischen Seite betrachtet noch weit in der Steinzeit lebt.
Ich bin überzeugt, dass jedes Individuum ein Geschenk, ein Wunder ist. Jeder ist ein Tempel. Hör doch hin und wieder einfach in dich und erkenne, welch großes Glück du hattest, als du damals der/die schnellste von Millionen von Spermien warst. Dreh die Zeit nicht zurück und sehe Gott oder wie auch immer du ihn nennst nicht als Pflicht sondern als Begleitung auf einem Weg, der stets mit Herausforderungen gepflastert ist.
Ein Zusammenleben von vielen unterschiedlichen Religionen ist möglich, alles was wir brauchen ist: RESPEKT. Respektiere einfach jeden wie er ist und versuche nicht zu ändern, was tief in einem steckt. Ob nun der Islam zu Deutschland gehört? Klar, genau so wie katholische, evangelische, jüdische oder jegliche andere Glaubensart. In einem Land, in dem im Grundgesetz Artikel 4 geschrieben wird: (1)Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich (2) Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet. - sind die Worte eines Innenministers deutlich daneben gegriffen!
Leb deinen Glauben, so wie du das für dich richtig hältst, doch merke eines: Radikalität war noch nie eine Lösung auf Dauer.