Winter in der Hallertau

Die Schönheit liegt oft in Dingen, die man nicht auf dem ersten Blick sieht, sondern die man durch den Gesamteindruck bekommt. So ist wohl der Winter in der Hallertau am Besten zu beschreiben. Vom ersten Eindruck würde man sagen, es sieht schon sehr trist aus hier. Leere Hopfengärten, graue und leicht grüne Säulen aufgereiht in einfältiger Anordnung. Dazwischen abgeschnittene Stängel, die der Hässlichkeit eines im abgeernteten Zustands befinden Hopfengartens wohl nur noch das Fettgedruckte verleihen. Doch sieht man alles als Gesamtes, so fängt auch der scheußlichste Garten plötzlich zu strahlen an. Bei einem Spaziergang durch das größte Hopfenanbaugebiet der Welt bei Minus 15 Grad empfiehlt sich warme Kleidung und ein Flachmann mit Hochprozentigem. Bereits nach dem Verlassen des Hauses läuft man gefühlt gegen eine Eiswand. Beim Stapfen auf verschneiten Feldwegen hört man nichts außer dem Knacken der Schneedecke unter den Schuhen, das feine Zischen des Windes, der über die Hügel zieht und das Aneinanderreiben der Drähte, die schon aufgehängt wurden. Ein wahres Kunstwerk ergibt sich an Tagen, an denen ein sanfter Nieselregen die Drähte und Stahlseile der Hopfengärten mit Eis überzieht und Kristalle entstehen lässt, die man selbst in den Läden renommierter Juweliere vergebens sucht. Stille und Ruhe findet man hier an vielen Orten. Die Kälte färbt die Backen rot und in den Fingern verspürt man ein leichtes Frösteln. In den Häusern der Dörfer steigt Rauch aus den Schornsteinen und man stellt sich vor, wie wohl die Bewohner der Häuser gerade angelehnt am warmen Kachelofen sitzen. 

Von weitem hört man das Läuten einer Kirchenglocke, die Sonne neigt sich am Horizont und gibt das Beste was es an Abendrot zu bieten hat. Die Dämmerung setzt ein, von weitem sieht man, wie im Tal gelegenen Ort die Straßen von Sternen und Girlanden erleuchtet werden. Du schließt die Augen, atmest ein, atmest aus - fühlst die Frische der Luft und bist dir sicher, genau in diesem Moment am richtigen Fleck der Erde zu stehen. In wenigen Monaten wird diese triste, harte, eisige Landschaft wieder von saftigem Grün erfüllt sein. Doch bis zu diesem Zeitpunkt heißt es: Genießen, Entspannen und sich auf den Moment beruhen.