Mit großer Spannung und Vorfreude erreichten wir den außerhalb der Stadt gelegenen Hafen von Yangon, der größten Stadt Myanmars, welches vielen unter dem Namen Birma bekannt ist. Myanmar ist fast doppelt so groß wie Deutschland und hat knapp 51 Mio. Einwohner, welche eine durchschnittliches Jahreseinkommen von knapp 1.400 US Dollar haben - zum Vergleich: Wir in Deutschland haben ein Durchschnittseinkommen von knapp 42.000 US Dollar. Gebeutelt durch koloniale Besatzer, korrupte Politiker, Diktatoren und Militärs herrscht nun ein von der Militärspitze eingesetzter Präsident. Neben der Verfolgung von Minderheiten durch Regierungstruppen und wird dem Land allgemein ein starker Verstoß gegen die Menschenrechte vorgehalten - auf der Liste "Journalisten ohne Grenzen" belegt Myanmar Platz 145 von 180 was die Pressefreiheit angeht.
Ca. 88% der Einwohner sind Buddhisten - trotz dessen, dass es eines der ärmsten Länder der Welt ist, war es beeindruckend zu sehen, welch finanzielle Mittel in den Glauben investiert werden. In vielen verschiedenen Tempeln von Indien bis Honkong viel es auch hier auf, dass man seinen Segen kaufen kann. Es gibt Schalter an denen man eine Art Quittung für seine geleistete Zahlung erhält. Mit dieser Quittung geht man dann zum jeweiligen Opferschrein, Priester oder Prediger und erhält von diesem dann den Segen. Beim Besuch der Shwedagon-Pagode war mir irgendwie ein bisschen komisch. Wie kann die Bevölkerung Hunger leiden und im Zentrum der Stadt steht die größte und wertvollste Pagode der Welt?
Angekommen am für Touristen frisch geteerten Busparkplatz betraten wir die Eingangshalle, um unsere Schuhe abzugeben. Bei gefühlten 35 Grad im Schatten und einer Luftfeuchtigkeit von 100% tat es wirklich gut, Barfuß auf den kühlen Marmorplatten zu stehen. Per Aufzug ging es dann über einen langen Gang zu der auf 60.000 Quadratmeter verteilten Pagodenlandschaft. Mittig steht die Hauptstupa, welche von ca. 60 kleineren Stupas umkreist ist. Am Rand befinden sich weitere, unzählige Tempel und Nischen mit Figuren und Opferkästen. Die Haupstupa ragt vom Boden bis zur Spitze 98 Meter in die Höhe und ist mit über 60 Tonnen Gold verziert. Von der Spitze glitzert und funkelt es, da diese mit verschiedensten Diamanten, Rubinen und Saphiren besetzt ist - unter anderem mit einem Diamanten von 76 Karat. In alle Himmelsrichtungen kann man unterschiedlichsten Gottheiten huldigen und für jedes Sternzeichen, Wochentag, oder Gefühl Opfergaben geben. Trotz des Hintergrunds der politischen Lage war dieser Ort wahrhaftig mystisch und voll von spiritueller Kraft. Ich bin gespannt, wie sich das Land entwickelt, seit dem 2011 Touristen Zugang zu einem Land im Wandel haben.