Kuba - eine Reise zu mir selbst

Es gibt Wege, die du nur machst oder machen musst, um mit dir selbst konfrontiert zu werden. Vielleicht war es eben genau dies, als das Schicksal mir mitteilte, dass mein Reisepartner nun doch nicht gen Karibik fliegt. 

Ich machte mir schon Vorweg viele Gedanken darüber, was ich denn die zwei Wochen alleine anstellen werde - jedoch wollte ich mich nicht wirklich damit auseinandersetzten, da ich auch in gewissem Maße bammel davor hatte, was mich alles erwarten würde.

 

Warum ich das machte ist tatsächlich eine gute Frage, auf die ich nach langem Suchen leider keine Antwort fand!

 

Nach einem kurzen Umstieg in Amsterdam erwartete mich mein Fahrer in seinem Ford aus dem Jahre 1953 am Flughafen von Havanna. In meiner Unterkunft angekommen fragten mich meine Gastgeber, ob ich denn tatsächlich keinen Plan habe, was ich auf der Insel anstellen möchte?!? -Dies sei so untypisch für einen Deutschen! Am nächsten morgen zog ich durch die kleinsten Straßen der Landeshauptstadt, völlig ziellos kam ich an all den wunderschönen Bauten aus einer majestätischen Zeit vorbei. Die Autos auf den Straßen versetzten mich zurück in ein vergangenes Zeitalter. An einem Laden im Hinterhof ergatterte ich die erste "Originale" Cohiba und rauchte diese genüsslich am Malecon, neben Fischern und Händlern von Popcorn und Lollies. Plakate an allen Ecken erinnerten einen daran, die Revolution zu achten und an die Tugenden zu denken, die die Partei den Einwohnern vorgibt. Über 70% der Kubaner wurden jedoch nach der Revolution geboren, man verspürt, das diese Tugenfden und der Stolz langsam verloren gehen und der Wunsch nach einem freien Kuba immer größer wird.

 

Ich lag noch lange an diesem Tag auf der Mauer der Hafenpromenade, starrte in die Schäfchenwolken. Überfordert von all der Gedankenflut durch die Konfrontation mit mir selbst war ich schon kurz davor, zum Flughafen zu fahren, und im nächsten Flieger gen Heimat zu fliegen. Ich machte mich schnell auf den Weg zurück zu meiner Unterkunft, um mich unter Leuten zu mischen.

 

Durch Erfahrungsberichte anderer Gäste zeichnete ich eine ungefähre Route in meinen Reiseführer, bekam Adressen für die Unterkünfte und Tipps, wie ich von A nach B kommen sollte. Von Havanna gings dann erst in den Westen nach Vineales, wo ich mir bei einer Reittour meinen Hintern für die nächsten Tage zerstörte. Ich aß in einem Lokal oberhalb des Tals, als einziger Gast wurde ich dort bekocht wie ein König, konnte dadurch allerdings nur die Hälfte essen. Nach dem Dinieren malten weiche Rauchschwaden meiner Zigarre sanfte Buchstaben in den dunkler werdenden Himmel und zeichneten ein wahres Gedicht über den Palmen. Zwei Tage drauf gings nach Trinidad, welches zwar eine schöne Altstadt hat, jedoch überlaufen ist von Touristen. In fast allen Lokalen spielten Musiker typische kubanische Volkslieder und verwöhnten die Ohren der meist weit angereisten Urlauber. Von Trinidad fuhr ich zwei Tage später über einen Stopp in Camagüey nach Santiago de Cuba, wo ich das Grab Fidel Castros besuchte.

 

Während der Reise brannte die Ladeaufnahme meines Smartphones durch und ich musste dieses in einem Hinterhof reparieren lassen - als der Kubaner es zerlegte ging ich nicht davon aus, dass dieser es jemals wieder zusammen bauen könnte. (Es hat glücklicherweise funktioniert) Allgemein ist Internet in Kuba ein riesen Problem. In den meisten Orten gibt es gar kein Netz, in manchen größeren Städten findet man Internet an Hotels und öffentlichen Plätzen. Da Santiago nicht ganz so von Touristen überlaufen ist, versuchen umso mehr Kubaner, von den wenig angespülten Touristen ein Benefit herauszuziehen. Ich floh in die ärmsten Viertel der Stadt, um hier das "echte" Kuba zu sehen, in welchem die meisten Einwohner ohne die Rationskarten der Regierung nicht überleben könnten. Bewundernswert war in der zweit größten Stadt Kubas jedoch, das auch im hintersten Winkel der Armenviertel die Gassen blitzeblank gefegt waren.

 

Nach meinem Aufenthalt in Santiago ging´s wieder zurück nach Havanna, welches nach der Trauerzeit um Fidel in einem komplett anderen Licht erstrahlte. Aus allen Türen drang Musik, Kreuzfahrtschiffe lagen im Hafen und die Stadt platzte aus allen Nähten voll von Menschen. Am letzten Samstag legte ich meinen einzigen Strandtag ein - beim Gesang der Wellen des Atlantiks ließ ich all die erlebten Bilder nochmals Revue passieren. Die Quintessenz daraus war, das ich wirklich einen Haufen sah, viele Abenteuer durchlebte und dass ich das, was ich am meisten vermisste meine Heimat ist.